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Channel: International – Adi's Agro-Blog
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Beim Land grabben wird auch Wasser abgegraben

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Weltkarte LandgrabbingDass Landgrabbing ein stark zunehmendes Phänomen ist, das ist bekannt. Nun haben Wissenschafter der Universtitäten von Milano und Virginia in ihrem Paper “Global land and water grabbing“ erstmals versucht, die Sache global zu beziffern. Das Ergebnis: Derzeit sind - so schätzen die Autoren –  470 000 Quadratkilometer Landwirtschaftsland und damit die 12-fache Fläche der Schweiz oder rund ein Prozent der globalen für Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehenden Fläche betroffen von Landgrabbing, das die Autoren wie folgt definieren: “The transfer of the right to own or use the land from local communities to foreign investors through large-scale land acquisitions (more than 200 ha per deal).” Also in etwa: Der Transfer des Besitzes oder des Nutzungsrechts des Landes von lokalen Bewirtschaftern an ausländische Investoren durch grosse Landkäufe (über 200 Hektaren pro Handel).
In der Studie gibt es verschiedene interessante Erkenntnisse, zum Beispiel, dass es Länder gibt, die grabben und selber begrabbt werden. Das ist auf der obenstehenden Karten gut sichtbar, wo die grünen Punkte die gegrabbte Fläche darstellen, während die roten Dreiecke für ein grabbendes Land stehen. Am wichtigsten scheint mir aber die Wasserfrage.
Grafik Land- und WatergrabbingLand Grabbing geht immer einher mit Water Grabbing. Die Landwirtschaft hat einen hohen Wasserbedarf (86 Prozent des menschlichen Wasserverbrauchs geht auf Kosten der Bewässerung). Dieser hat sich im vergangenen Jahrhundert versiebenfacht. Die Autoren der Studie beziffern das Volumen des gegrabbten Wassers auf 310 Mrd. Kubikmeter grünes Wasser (zB. Regenwasser aus Niederschlägen über dem erworbenen Land) und 140 Mrd. Kubikmeter blaues Wasser (zB Bewässerungswasser aus Flüssen und Grundwasser). Zum Vergleich: Der Bodensee hat etwa 48 Mrd. Kubikmeter Volumen.
Das Abpumpen oder Abzweigen von Wasser ist eine der grossen Konfliktquellen in dieser neuen Form des Kolonialismus, da der Verbrauch auf den riesigen gegrabbten Flächen oft denjenigen der einheimischen konkurrenziert, die vorher oft bereits durch den Verlust ihres Landes bestraft wurden.
Viele grabbende Länder sind selber von Wasserknappheit betroffen und versuchen mit dem grabbing von Land nicht primär, ihre Nahrungsmittelproduktion zu steigern, sondern vor allem diese für schwierige Zeiten abzusichern. Indem sie in verschiedenen Weltgegenden und Klimazonen über komfortable Landreserven verfügen, können diese Staaten ihre Ernährungssicherheit erhöhen.
Insgesamt, ein anderes Fazit kann man aus dieser Studie nicht ziehen, wird das Phänomen Landgrabbing die bereits bestehende massive Kluft zwischen Reich und Arm, um das so pauschal auszudrücken, erhöhen. Wir gehen unbeirrt weiter auf dem Weg zu einer Zweiklassenwelt. Das privilegierte Drittel (darunter natürlich auch die Schweiz, siehe unterste Tabelle) sichert sich mit Land- und Wassergrabbing gegen Produktionseinbrüche durch den Klimawandel ab, während die nicht-privilegierten zwei Drittel mit dem Vorlieb nehmen müssen, was übrig bleibt. (Grafiken und Tabellen aus “Global land and water grabbing”)
Grabbed LandGrabbende Länder

 



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